Die historische Körfer-Orgel

In den Jahren 1898 - 1899 wurde in Bad Sobernheim nach den Plänen des Mainzer Dombaumeisters Prof. Ludwig Becker für die katholische Pfarrgemeinde eine Kirche im Neogotischen Stil erbaut. Schon kurz nach Fertigstellung des Baus wurde bei dem damals in Bad Sobernheim ansässigen Orgelbauer Michael Körfer eine Pfeifenorgel in Auftrag gegeben. Um ein einheitliches Gesamtbild von Innenaustattung und Instrument zu gewährleisten, machte man Körfer zur Auflage, die Orgel in einen von Prof. Becker gestalteten Prospekt einzupassen.
Das realisierte und 1902 geweihte Instrument spiegelte von seiner gesamten Konzeption und technischen Umsetzung her den typischen Zeitgeschmack des katholischen, deutschen Orgelbaus des ausgehenden neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts wieder. Es war die Zeit spätromantischer Kirchenmusik, die mit Namen wie Gabriel Rheinberger, Siegfried Karg-Elert oder Max Reger verbunden ist. Vom Klangideal her sollte eine Orgel in dieser Zeit in erster Linie über eine Vielzahl sich deutlich voneinander unterscheidender, mäßig lauter und mild intonierter Register verfügen. In vorliegenden Fall wurde dies durch die zahlreiche Verwendung von 8’-Registern und nur wenigen 4’-Registern realisiert. Typisch waren auch die Verwendung eines dicht schließenden Schwellwerks zur bedarfsgerechten Reduzierung der Lautstärke, sowie der Einbau einer Reihe sog. "Spielhilfen", die die Zusammenstellung differenzierter Klangbilder in Anlehnung an die Situation im Symphonieorchester erlaubten. Körfer schuf so in Bad Sobernheim "ein wunderbar schlüssiges spätromantisches Instrument, das mit nur 20 Registern alle wesentlichen Klangfarben einer damaligen spätromantischen Orgel geradezu ideal in sich vereint[e]." (Firma Eule, Bautzen)