Variante 3 - Rekonstruktion der Körfer-Orgel unter Veränderung der Anspieltechnik

Brachte die Verwendung einer pneumatischen Anspieltechnik zwar einerseits klanglische Neuerungen und revolutionäre Gestaltungsmöglichkeiten im Bezug auf den Orgelstandpunkt im Kirchenraum und vor allem auch im Konzertsaal mit sich, so wurden jedoch schon bald gravierende Nachteile des neuen Systems offenbar. Durch die langen Wege der pneumatischen Kraftübertragung zwischen Spieltisch und Pfeife, unterbrochen durch mehrere pneumatische Balgrelais treten eklatante Verzögerungen zwischen dem Moment des Tastendrucks und dem Erklingen der Pfeife auf - je länger die Wege, desto schlimmer die Verzögerungen. Details wurden bereits unter dem Menupunkt "Orgelsituation" beschrieben.
Aus dem englischen Orgelbau sind schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Verbesserungen der pneumatischen Anspieltechnik bekannt. Diese besteht im Kern aus der Verwendung einer bewährten mechanischen Anspieltechnik, die dann erst an der Windlade, kurz vor der Pfeife, in die pneumatische Anlage zum Auslösen des Spielwindes überführt wird. Diese Kombination bewahrt die von mechanischen Orgeln bekannte elastisch-mechanische Spielart und das unmittelbare Ansprechen des Tones.
Angewandt auf die Situation der Körfer-Orgel beinhaltet diese Restaurierungsvariante die in den Varianten 1 und 2 beschriebenen Maßnahmen zur Instantsetzung und Ergänzung der Orgel, erweitert um eine Ersetzung des freistehenden pneumatischen Spieltisches durch einen in die Orgel eingelassenen mechanischen Spielschrank. Positiver Nebeneffekt ist bei dieser Variante ein beträchtlicher Platzgewinn auf der Orgelempore, was die kirchenmusikalischen Praktikabilität, vor allem im Hinblick auf das Mitwirken eines Chores beträchtlich steigert.
Mit dieser Ausführung wäre ein sinnvoller Kompromiss zwischen den Anliegen der Denkmalpflege und der kirchenmusikalischen Praxis gefunden.